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Markus Enderle

Speisung der Viertausend

Andacht Supermaxi, Montag, 7. August 2000

Für meine Andacht heute hatte ich eine total innovative Idee – ich hab mal in die Bibel geschaut. Ne, jedes Jahr stelle ich von neuem fest, dass ich es auf Freizeiten so gut wie nie schaffe, meine Bibellese zu machen. Das ist zwar ein geistliches Armutszeugnis, aber so ist es nun mal bei mir. Deswegen dachte ich mir, ich könnte mit meinen Andachten gleich mal zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und mich also an die Texte der Bibellese aus dem Neukirchener Kalender halten. Heute ist folgender Text dran:

Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.

Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen? Und er fragte sie: Wieviel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus. Und sie hatten auch einige Fische, und er dankte und ließ auch diese austeilen. Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll. Und es waren etwa viertausend; und er ließ sie gehen.

Die Speisung der Viertausend – an sich eine bekannte Geschichte, die wohl schon jeder von uns mehrmals gehört hat. Aber eine Geschichte hören und sich damit auseinandersetzen, das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge – das hab ich bei der Vorbereitung gemerkt. Sonst neige ich dazu, so eine Geschichte einfach zu konsumieren, also anhören und vergessen. Das ging dieses Mal natürlich nicht, aber mir fiel auch gleich was auf, was mich dann auch bestärkt hat, an der Idee mit den Bibeltexten festzuhalten.

Viertausend Menschen kamen, um diesen Jesus zu hören – viertausend Menschen: das ist eine ganz schöne Menge. Das in einer Zeit, in der die Bevölkerungsdichte eher gering war – verglichen mit heute war das mit Sicherheit eine Megaveranstaltung damals. Das in einer Zeit, in der es noch keine modernen Medien gab, in denen von diesem Jesus berichtet wurde und in denen dieses Großereignis angekündigt werden konnte. Trotzdem kamen auch Menschen von weit her, wie in dem Bibeltext berichtet wird. Auch das in einer Zeit, in der es keine schnellen und effizienten Verkehrsmittel gab. Da machte man sich zu Fuß oder mit einem Esel auf den Weg.

 

Denkt mal an heutige Großveranstaltungen: da ist alles bis ins kleinste Detail vorbereitet. Von Vorbereitung an sich ist im Text überhaupt nicht die Rede. Tja – was fiel mir nun gleich auf? Logisch – wie kann es sein, dass man von weit her kommt und dann nichts zu essen dabei hat? Das ist für mich als notorischen Esser absolut unverständlich. Wir hatten Freitag vor ner Woche in Göppingen eine Schulung und da die Schwaben auch beim Essen sparen und die Verpflegung mitunter nicht unbedingt meinen Vorstellungen entspricht, hatte ich natürlich mein Notvesper dabei. Also obwohl ich wusste, dass es dort was gibt, hab ich mein Vesper mitgenommen. Und die Menschen damals machten sich einfach auf den Weg, um diesen Jesus zu sehen und zu hören. Gut, die dachten halt wohl: kaufen wir uns unterwegs was an ner Tank+Rast oder wir machen einen kurzen Stop beim McDrive. Aber das gab es damals alles nicht.

Vielleicht sind sie einfach Hals über Kopf aufgebrochen – ohne Vorbereitung. Sie haben von diesem Jesus gehört und erkannt, dass dieser Mann der Messias ist. Da war dann keine Zeit zu verlieren mit irgendwelchen Vorbereitungen – da hat man sich aufgemacht und sich bemüht, so schnell wie irgend möglich dorthin zu kommen, wo er predigt. Sie haben bestimmt von den Wundern gehört und sich vielleicht auch deswegen keine Sorgen gemacht. Warum auch? Hatte er nicht schon vorher gesagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid? Ich will Euch erquicken. Er wird schon für uns sorgen, könnten sie angenommen haben.

Hatten sie dieses Gottvertrauen, dass mir heute so oft fehlt? Kann ich nicht beurteilen – da kann ich mich zu wenig in diesen Text hineinversetzen oder mir die Zeit und die Prioritäten der damaligen Zeit zu schlecht vorstellen. Mein Gedanke ging in eine andere Richtung:

Was könnte uns heute noch so begeistern oder dazu veranlassen, Hals über Kopf alles stehen und liegen zu lassen, um jemanden zu sehen? Ich dachte an all die Möglichkeiten, die man zum Beispiel an einem Wochenende hat – was gibt es da für eine Masse von Veranstaltungen, die um uns werben. Was haben wir nicht für eine Menge von Verpflichtungen, die uns nicht die Chance geben, flexibel zu sein. Und und und – beim Überlegen ist es mir so deutlich geworden, dass das doch alles nur Ausreden sind. Hatten die Menschen nicht damals auch schon zu tun, hatten die nicht auch einen vollen Tag? In Psalm 90 wird das doch überdeutlich: Da ist vom Leben und der Zeit die Rede und in einem Vers wird es so beschrieben: „denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon."

Weg mit den Ausreden – einfach nüchtern anerkennen, dass die Menschen, die sich damals aufmachten, um Jesus zu sehen, schlauer waren, als ich es bin. Wurden sie nicht bestätigt oder mussten sie etwa hungern? Es gab wohl schon damals die notorischen Esser, die nirgends hingehen ohne nicht ein Vesper mitzunehmen. Aber da geht es doch bei mir schon weiter: würde ich überhaupt auf die Idee kommen und dann mein Vesper teilen? Wo doch Teilen eine meiner größten Stärken überhaupt darstellt? Also, wer’s glaubt...

Nein, ich muss wieder einmal feststellen, dass ich nicht fähig bin, mich hundertprozentig auf diesen Jesus einzulassen – ohne Netz und doppelten Boden. Wieder ne Ausrede: die Menschen damals haben doch persönlich, mit eigenen Augen erlebt, wie er ihnen geholfen hat. Okay, aber wie oft hab ich schon Gebetserhörung erlebt? Und es war mir sehr wohl bewusst, dass es erlebte Gebetserhörung war!

Ich komme wieder auf das gleiche Ergebnis: eigentlich bin ich es nicht wert, dass Jesus an mir festhält – aber er tut es doch. Ich darf trotzdem dabei sein. Wiederholt sich zur Zeit bei mir – ist eine zentrale Frage bzw. Feststellung, die ich echt kaum begreifen kann, wenn überhaupt. Aber es ist wohl tatsächlich so: er kennt mich und ich darf dabei sein, mit all meinen Zweifeln und all meinen schwarzen Gedanken. Was heisst das dann, logischerweise? Wer dabei sein will, der darf dabei sein, denn schlechter als ich – schlechter als ich kann niemand sein – Amen.

Markus Enderle