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Markus Enderle

Zeichen

Andacht Supermaxi, Dienstag, 8. August 2000

Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden! Und er verließ sie und stieg wieder in das Boot und fuhr hinüber.

Was sind das für Leute, auf die Jesus so allergisch reagiert? Er seufzte in seinem Geist – wir würden heute wohl sagen: er verdrehte die Augen oder so. Dann folgt eine knappe und klare Absage, die keine Zweifel lässt und zu allem Überfluss lässt er sie stehen, steigt wieder in sein Boot und fährt weg. Heavy. Wer sind diese Pharisäer? Übersetzt heisst das wohl soviel wie „Abgesonderte". Sie waren die stärkste religiöse Partei zu dieser Zeit und lebten streng nach den Gesetzen und den Überlieferungen der Väter. Sie erstarben wohl fast in ihrer Frömmigkeit und Jesus, der das alte Gesetz aufhob musste ihnen natürlich ein Gegner sein. Er war für sie nicht Gottessohn, sondern Gotteslästerer. Jesus kannte seinen Weg und ihm war bewusst, dass sie ihn versuchten. Das Zeichen vom Himmel also nicht, um von Jesus als dem Messias überzeugt zu werden, sondern um ihre Vorurteile bestätigt zu sehen. Dafür sind seine Zeichen nicht gedacht und so schickt er sie fort.

Ja, ein Zeichen von Jesus – ja, das hätte ich auch gerne. Aber ist das nicht einfach die Fortsetzung von gestern? Hab ich nicht gestern festgestellt, dass ich nicht fähig bin, mich voll und ganz auf diesen Jesus einzulassen? Würde da ein Wunder oder ein Zeichen helfen, also ein Zeichen, dass ich sofort Jesus zuordnen würde? Sicher nicht – ich hab es doch schon gesagt: wie oft hab ich Gebetserhörung erlebt und wie oft sind Türen aufgegangen oder mir aufgemacht worden? Waren das nicht alles Menschen, durch die Jesus selbst gehandelt oder geredet hat?

Alles nachvollziehbar und trotzdem lasse ich mich davon nicht überzeugen und hänge so oft an dieser Illusion, dass ein direktes Zeichen all diese Fragen beantworten würde, mir sämtliche Zweifel nehmen würde. Gilt das nur für mich oder ist es vielleicht sogar eine grundsätzlich menschliche Eigenschaft, sich da nicht zufrieden geben zu können. Dazu fiel mir gleich die Geschichte vom Reichen und dem Lazarus ein. Als beide gestorben waren, sieht der Reiche den Lazarus in Abrahams Schoß, während er in der Hölle schmachtet. Er bittet erst für sich selbst und als er merkt, keinen Erfolg damit zu haben, bittet er für seine Familie:

Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

So eine Antwort müsste ich mir auch gefallen lassen. Langen Dir die Zeichen nicht, die Beweise Deiner Gebetserhörungen? Ein Zeichen von Jesus selbst würde mich also auch nicht überzeugen. Ganz schön hart. Nicht die Anwort, sondern mein irres Festhalten an dieser Illusion. Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, so kommt es mir vor. Jesus spricht mich durch so viele Menschen und Dinge an – doch ich will sie nicht wahrhaben, weil ich auf was-weiß-ich-warte. Ein Zeichen, wie es Saulus erlebte als er zu Paulus wurde? Da mache ich es mir aber einfach. So nach dem Motto: ätsch, ich kann nur richtig glauben, wenn ich so etwas erlebt habe. Einfach? Der ein oder andere denkt vielleicht gerade das Gegenteil. Warum einfach? Weil der Glaube für mich Konsequenzen haben oder Früchte bringen muss, wie es in der Bibel beschrieben ist. Vielleicht ein Beispiel dazu: der Sando, der so ein eindrückliches Erlebnis hatte und daraufhin auf das Missionsschiff ging. Wenn ich es mir überlege, will ich so ein Zeichen doch gar nicht und wenn ich dann auch mal ausnahmsweise ehrlich zu mir selber wäre, dann müsste ich meine Ausreden über Bord schmeißen. Solche Ausreden, die auch der Reiche vorbrachte. Ja, ich hab doch nur die Bibel, die Gemeinde und so – das ist doch nichts richtiges.

Jesus hat so viele Möglichkeiten Menschen anzusprechen, da sind keine großen Zeichen notwendig. Das weiß ich doch auch im Grunde, doch meine Faulheit schiebt Glaubenszweifel als Ausrede vor, wenn ich mich mal nicht aufraffen will oder wenn ich nicht loslassen will. Mein eigenes Leben selber in die Hand nehme, obwohl es bei Jesus doch viel viel besser aufgehoben ist. Gut aufgehoben - das bin ich bei ihm wirklich, denn wo sonst kann ich immer wieder zurückkommen, ohne fortgeschickt zu werden?

Markus Enderle