Lieber
Petrus,
in
der vergangenen Woche haben wir versucht, dich kennenzulernen. Die Bibel
berichtet uns ja ganz schön viel über dich. Du scheinst eine sehr schillernde
Persönlichkeit gewesen zu sein. Vom einfachen Fischer, der jeden Tag für seinen
Lebensunterhalt kämpfen musste und auch manchmal nichts gefangen hat, zum
Oberhaupt der ersten Kirche. Vor allem deine Anfangszeit hat uns sehr
interessiert. Manchmal hattest du den absoluten Durchblick und hast als einziger
Jünger gerafft, worum es geht und wer Jesus für uns ist. Dann wieder hast du
nichts geschnallt, so dass Jesus dich hart zurechtweisen musste. Und du hattest
eine ganz schön große Klappe. Nehmen wir zum Beispiel deinen Stunt auf dem
Wasser. Das fand ich schon super mutig, Jesus auf dem Wasser gehen zu sehen und
daraus das Vertrauen fassen, dass du das mit seiner Hilfe auch kannst.
Kompliment für dein großes Vertrauen. Aber hättest du nicht einfach stehen
bleiben können, nachdem du schon gesehen hast, dass es funktioniert? Du bist
ganz schön wankelmütig. Ist wohl nicht umsonst, dass wir heute den Hahn auf den
Kirchen haben, der sich immer in die Richtung dreht, aus der der Wind bläst.
Gut, du hast auch deine guten Seiten: Du hast uns gezeigt, dass man sich ändern kann. Du hast es geschafft, von dem wackligen Vertrauen, dass du noch auf dem See bewiesen hast, so viel Vertrauen zu entwickeln, dass du später sogar selbst in Jesu Namen Menschen heilen konntest.
Aber auf der anderen Seite hast du so viele Versprechen gegeben. Wie viele davon hast du nicht gehalten? Erst kündigst du großspurig an, dass du mit Jesus sterben willst, wenige Stunden später wolltest du deinen besten Freund und Herrn nicht mal mehr kennen. Drei Jahre lang hast du darauf vertraut, dass Jesus alles für dich regelt, wo du schläfst, was du isst, sogar dass du mit seiner Hilfe auf dem Wasser gehen kannst. Und dann warst du nicht in der Lage in der schweren Stunde deines Freundes zu ihm zu stehen und darauf zu hoffen, dass seine Macht auch dann noch groß genug ist. Manchmal verstehe ich dich nicht. Ich frage mich, ob Jesus bei dir nicht auf den falschen Mann gesetzt hat. Ein besonders gutes Vorbild bist du ja nicht gerade. Von den anderen Jüngern wird uns viel weniger Negatives berichtet. Ich muss dir aber zugestehen, dass du sehr menschlich rüberkommst. Aber für den Leiter der Gemeinde hätten wir uns schon ein besseres Vorbild gewünscht. Warum hat Jesus ausgerechnet dich ausgesucht?
Hm, wenn ich so darüber nachdenke, bist du aber vielleicht auch gerade mit deinen Schwächen ein gutes Beispiel für uns. Schließlich sind wir ja auch weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ob Jesus dich genau deswegen ausgesucht hat? Damit wir lernen, wie unendlich geduldig und gnädig er ist, dass er über deine und auch dann über unsere Schwächen, Fehler und Fehltritte hinwegsieht? Und noch viel mehr: Jesus hat andere Maßstäbe. Er baut gerade mit solchen Leuten wie dir sein Reich. Das gibt mir Hoffnung und macht mir Mut, dass er auch dann mit mir was anfangen kann.
Und wir haben gesehen, dass du über dich selbst weinen kannst, ohne zu verzweifeln. Ich denke, das ist eine gute Eigenschaft, wenn man selbst erkennt, dass man eigentlich nicht so toll ist, wie man meint – auch wenn das ganz schön wehtut. Aber es holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück, damit man auf dem richtigen Weg weitermachen kann.
Wir können aber auch noch mehr von dir lernen:
Du hast dir vieles mit Jesus ganz anders vorgestellt. Vermutlich warst du auch das eine oder andere Mal von Jesus enttäuscht, weil er einfach etwas Anderes vor hatte als du. Und dennoch bist du nicht enttäuscht abgezogen und hast dich in einem Loch verkrochen. Nein, du hast dich an deinen Herrn gehängt und hast abgewartet, was er mit dir vorhatte. Darin kannst du uns wirklich ein Vorbild sein: Du hängst dich in allem an Jesus, denn du hast richtig erkannt, dass er des lebendigen Gottes Sohn ist und der einzige ist, der uns das ewige Leben geben kann.
Siehe auch:
Mut mach Verse - Abschlussgottesdienst Mega 2009 [ htm ]
Mutmachende Verse aus der Bibel, Spuren im Sand